Willi Sturm
DIE WURZELN: Ein Verwandter von mir,
der Ahnenforschung betreibt, fand heraus, daß die Vorfahren meines Vaters
vom Bayrischen Wald, dann aus Franken und Augsburg stammten und fast ausschließlich
Wirte bzw. Bierbrauer waren. Meine Mutter ist Sudetendeutsche aus dem Böhmerwald
bei Passau, und ihre Vorfahren waren fast alle Müller(innen) aus der Gegend
und kamen ursprünglich aus dem Waldviertel in Österreich.
MEINE KINDHEIT: Am
30.05.1956 wurde ich also in Augsburg (Bayern) gebohren, wo ich in bescheidenen
Verhältnissen am Stadtrand in einem Wohnblock aufwuchs. Beide Eltern hatten
im Krieg ersatzlos ihr Hab und Gut, Haus und Hof verloren.
Die Umgebung, ein relatiev großes Naturschutzgebiet mit dem Lech und dem
Kuhsee war ein Kinderparadies.
Vom eineinhalb bis drittem Lebensjahr Aufenthalt im Lungen-TBC-Heim in Bad Tölz.
In dieser Zeit kam meine Schwester zur Welt.
MEIN BERUFSTRAUM: Als
Kind wollte ich immer Maler, Erfinder oder Bauer werden. Meine Vorbilder waren:
Walt Disney, Leonardo da Vinci, Daniel Düsentrieb, Knox und meine Oma,
deren Minibauernhof (2 Kühe, 6Hennen, 1 Sau) meine geistige Heimat war.
DIE SCHULZEIT: Der
Eintritt in die Volksschule 1963 war für mich ein Schock. Die schlimmste
Zeit meines Lebens sollte beginnen!!
Ab 1968 besuchte ich das sehr strenge Mathematisch-Naturwissenschaftliche Holbein-Gymnasium.
Dann in der 11ten der „Break“, Latein und Chemie führten zum
„Supergau“ und zum Schulwechsel in die Fachoberschule-Gestaltung,
wo ich mich wie im Himmel auf Erden fühlte. Ich konnte es nicht fassen!
Bis dahin war ich in jeder Klasse ausnahmslos der Klassenbeste im Zeichnen und
Malen (immer) und sogar das Fachabitur (=Matura) schloß ich in den Fächern
Zeichnen, Malen und Plastisches Gestalten als Schulbester bzw. als einer der
beiden gleichguten Schulbesten mit 1* ab. Im Rahmen des Schulbesuchs nahmen
wir an drei Malwettbewerben teil, wobei ich alle dreimal den jeweils 1 bis dritten
Preis gewann.
BUNDESWEHR: 1977-1978
Bundesheerpflichtzeit in der Mörserkompanie 530 Passau, zu der ich etwas
unerwartet, trotz früherer TBC und Rückgratverformung eingezogen wurde.
Passau gefiel mir sehr gut, die Bundeswehr dagegen gar nicht.
STUDIUM: Anschließend
acht Semester Studium an der FHS-München für Grafik-Design. Die Aufnahme
dort schaffte (nach der Vorauswahl durch eine eingesandte Mappe), nur jeder
achte Bewerber. Das Studium selbst begeisterte mich (bzw. ich die Dozenten)
nur teilweise, ich war aber bester im Fach Werbekonzept, beim Lehrbeauftragten
Dozenten Herrn Gotthart, ehemals Artdirector von Mac Can Hamburg, einer sehr
renomierten Werbeagentur.
BUNDESWEHRVERWEIGERUNG:
Nach der ersten viertägigen Wehrübung verweigerte ich den Wehrdienst.
Nach einer Verhandlung wurde ich entsprechend befreit.
ABSCHLUSS: Abschluss
als Diplom-Kommunikations-Designer FH.
Abschlussarbeit: Konzept zur Anwendung des Wissens von Werbefachleuten für
gemeinnützige Zwecke (anstatt für bezahlende Privatinteressenten)
z.B. im Schulwesen, anhand des Beispiels eines Sprachlernkurses für Italienisch.
Praktika: 17.09. - 05.12.1975 NCR GmbH Werbung
12.01. - 26.03.1976 FOS Lehrwerkstätte
05.04. - 16.07.1976 Städt.Bühnen Augsburg
20.02. - 25.04.1978 Leitung einer barocken Festsaalgestaltung, Kaserne Neuburg
/ Donau
Sprachen: Englisch, Italienisch („Rudi-Karell“ niveau), Französisch
( fließendes "Türkischmannniveau"), Latein (wie Errinnerungen
an ein früheres Leben)
BERUFSLEBEN: Ich
lebe seit 1982 ausschließlich aus den Einkünften meiner selbstständigen
tätigkeit in gestalterischen Berufen, ohne jemals einen Pfennig / Cent
Arbeitslosengeld, Krankengeld oder irgendeine sonstige staatliche Subvension
kassiert, oder Schulden gemacht zu haben.
Einstieg als Gafiker bei der filmreifen Firma Petz, bei Aichach (Bayern), bekannt
durch eine Aktion mit dem New Yorker Grafiti-Künstler Keith Hearing. Petz
macht Disigns für Schausteller (Fasaden, Roboter, Monster,........) z.B.
Im Wiener Prater.
Nach drei Monaten Petz nur noch selbstständige Aufträge z.B. für
Schausteller am Augsburger Plärrer (Fassaden) das Schallerbierzelt (Kloschilder)
u.s.w. Ein Großauftrag für eine 3-D-Show scheiterte leider am unerwarteten
Tod des Besitzers.
Ich machte daraufhin gelegentlich Scribbles für eine Augsburger Werbeagentur,
Ölgemälde für Privatleute und Antiquitätenhändler,
und shr sehr viele UnimarktLeo Cartoons (für die Agentur PR - Werbung Augsburg),
stellte auch zwei aufzetzbare Leoköpfe aus Kunststoff her. Desweiteren
erstellte ich ein Werbekonzept für Leschamörtelmischer im Auftrag
von Proteco (bei Augsburg), dann erste Glückwunschkarten für den Süßmayer
– Verlag. Ich spezialisierte mich dann hauptsächlich auf Glückwunschkartendesigns,
jeden Styles, von Kitsch bis ausgeflippt, weil diese Arbeit so schön ortsungebunden
ist und meinem, zwischen Sizilien und Augsburg pendelnden Lebensstil sehr entgegenkahm.
Meine Hauptauftraggeber waren am Anfang: Lang (München), Weigert (Neuburg),
Obpacher (München), Korsch (München), Baumhausverlag, Awali und viele
andere. Auch Adventskalender und ein kleines Kinderbuch entstanden in dieser
Zeit.
Desweiteren arbeitete ich für Kartenfirmen aus England z.B. Royle, der
Schweiz (Happyverlag Zürich), Holland, Frankreich, Ungarn und Canada, sowie
über einen Lizenzhändler, für Columbien.
Nach einigen Jahren, etwa 1991 dann, der bis dahin mit Abstand größte
Auftrag bei der Firma Perleberg (Essen). Perleberg war (oder ist?) die Firma
mit den innovativsten Disigns der Branche, sehr groß, der Trendsetter
in Europa und Amerika!
Leider verwehrte mir das Schicklal einen „Trend zu setten“, was
sicher nicht nur meine Schuld war und alles endete sehr ungut.........
Aber: Ich fiel dem damaligem deutschen Marktführer, der Firma Horn auf,
die mich dann anwarb und bei der ich sehr gute Zeiten hatte: Gute Behandlung,
sehr gute Bezahlung, sehr viele Aufträge, was zu einer zweijährigen
Verzehnfachung (!) meines „normalen“ Verdienstes führte. Ich
bekam hauptsächlich Aufträge im Comic - und Textbereich. Horn wollte
mit meiner Hilfe das Diddlmonopol brechen – natürlich ein „Todeskommando“
- null Chanche!
DER KOFFERDIEBSTAHL:
Es sollte, auf der Messe in Frankfurt (Premiere), zu einer ganz großen
Besprechung zwischen den drei wichtigsten Leuten der Firma und mir kommen.
Das wurde anscheinend „geschickt“ verhindert; genau vor der Besprechung
wurde mir mein Arbeitskoffer mit hunderten von Originalen und deren Kopien und
Buchführung (!) aus dem Messeschließfach gestohlen. Täter und
Beute wurden trotz Anzeige nie gefunden. Eine sehr große Firma genannt
P........, ließ mir unmittelbar danach wissen, daß sie mir sehr
große Schwierigkeiten machen könne, wenn ich sie weiterhin mit meinen
Projekten mit Horn verärgere ....... (mündliche Mitteilungen auf der
Messe vom Geschäftsführer + Chef).
Für mich war das ein sehr harter Schlag – ich musste quasi wieder
von vorne anfangen, wobei mir die Firma Horn freiwillig sehr half, wofür
ich sehr dankbar war und bin.
Inzwischen mache ich keine Glückwunschkarten – Entwürfe mehr, sondern arbeite eher im Sektor Spielzeugdesign für die sehr angenehme Firma Fridolin aus Tübingen (Rizzy, Kuschelbande, ec.), sowie Chelona und Tsironis (steckt hinter Haba Holzspielzeug) aus Griechenland und Classic aus China. Außerdem mach ich seit neuesten auch 3-D-Designs und Wandmalereien wie z.B. für das Cafe – Cortina in Monheim Bayern.
LEBENSSTATIONEN UND PRIVATES: Wie schon gesagt wuchs ich in
Augsburg am Lech mit viel Natur auf und in den Ferien bei meiner Oma am Bauernhof
(Oberpfalz/Bayern). Dann drei Jahre München, wo ich sehr unter der Anonymität
litt. 1983 kauf einer Ruine auf einer kleinen Insel bei Sizilien. Keine Straße,
nur Treppen, eine Stunde Marsch.
Jahrelange sehr mühsame Restaurationsarbeiten waren die Folge, meist im
Selbstbau.
In Italien lernte ich auch schon bald die spätere Mutter meiner Tochter
Lea kennen, eine Italienischstämmige Französin. Ihr zuliebe verwandelte
sich mein Pendelkurs: Augsburg - Sizilien – Augsburg in den Kreisverkehr:
Augsburg – Sizilien – Paris – Augsburg, was mir gar nicht
so recht war – ich wollte ja meine Ruhe!
1991 – 1992 blieb ich dann auch, auf Druck ihrer Familie und ihr, ein
Jahr in Paris, wo ich wie ein Tier unter dem Lärm litt. Ich wohnte zwischen
zwei Flughäfen an einer vielbefahrenen Kreutzung.
Auch mit der Hektik und Distanz der Einheimischen kam ich schwer zurecht.
1992 kam dann unsere Tochter zur Welt, nicht ohne das wir zuvor geheiratet hätten.
Etwa ein Jahr später, nach ca. 10-jähriger Lebensgemeinschaft, die
Scheidung! Ein Jahr darauf zog meine Frau mit unserer Tochter von Sizilien nach
Paris zurück, was nicht leicht war für mich.
In den folgenden Jahren schwemmte mich der Fluß des Lebens nach Oberperfuss
in Tirol, wo ich seit 2001 den zweiten Wohnsitz habe (b.z.w. Den 3.). Jetzt
gehört auch Oberperfuss zu meinem Pendelleben. Zu meiner Tochter konnte
ich, trotz der wiedrigen Umstände einen relativ guten Kontakt halten, sie
ist oft in Oberperfuss und hat hier auch Deutsch und Tirolerisch gelernt (zuvor
sprach sie „nur“ Italienisch und Französisch). Mir gefällt
es hier von der Lage und den Leuten sehr gut, ich bin halt kein Großstadtliebhaber.
DIE KUNST: Hab schon
als Kind extrem viel gemalt, gezeichnet und gebastelt auch wegen der vielen
Krankheiten. Später kam das berufliche Zeichnen dazu, aber noch lange malte
ich nebenzu privat an an meinen zwei Traumbüchern, sorgfälltig illustrierten
Traumtagebüchern. Ungefähr seit der Geburt meiner Tochter wurde der
materielle Druck so groß, daß ich fast ausschließlich kommerzielle
Auftragsarbeiten machte b.z.w. Häuser restaurierte.
ZUKUNFTSWUNSCH: Ich war immer ein Glückspilz, fast alle meine Lebenswünsche haben sich erfüllt, wenn auch jedesmal mit viel Verspätung. Drum glaub ich auch, daß auch der restliche Wunsch, nach einem Leben mit mehr Zeit für mein privates und künstlerisches Schaffen, ohne finanziellen Streß, erfüllt werden wird.
Noch ist Zeit........
Willi
Bildergallerie:
Privat
Traumbuch Alicudi
Herzland (Bleistift)
Kerzenfeld
Flash
Auszüge aus dem Traumbuch
Beruflich
Ausschnitte der Rizzy Reihe für Fridolin
Ausschnitt aus Glückwunschkartenserie für Horn
Komunionskarte für Lang Weihnachtskarte für Obpacher Verlag